Der Aktionstag steht jedes Jahr unter dem Zeichen der Solidarität mit HIV-positiven Menschen und dem Appell, sich vor einer Ansteckung zu schützen. „Dank des medizinischen Fortschritts gibt es mittlerweile hochwirksame Therapien für Menschen mit einer HIV-Infektion, so dass diese in den meisten Fällen lange Zeit mit dem Virus leben können, ohne Aids zu entwickeln“, erklärt Celine Longerich, Fachkraft für sexuelle Gesundheit des Kreisgesundheitsamts. „Doch sich gar nicht erst anzustecken, ist immer noch der beste Schutz – für die eigene Gesundheit und die des Sexualpartners beziehungsweise der -partnerin.“ Gemeinsam mit der Aidshilfe in Soest möchte das Gesundheitsamt informieren, sensibilisieren und zur offenen Auseinandersetzung mit dem Thema anregen.
Dazu ist die Aidshilfe am Sonntag, 30. November, von 11 bis 20 Uhr, mit einem Informationsstand auf dem Soester Weihnachtsmarkt vertreten. Mit dabei ist auch Celine Longerich. Sie betont, dass es immer noch Unsicherheiten, Vorurteile und falsche Vorstellungen gebe. „Wissen schützt – sowohl körperlich als auch sozial. Wer gut informiert ist, kann sich und andere besser schützen und mit mehr Offenheit begegnen“. Interessierte können sich dort über HIV, Schutzmöglichkeiten, Tests und Beratungsangebote informieren.
Am Montag, 1. Dezember, lädt der Kreis Soest gemeinsam mit der Aidshilfe Soest zu einer besonderen Veranstaltung in den Alten Schlachthof in Soest ein. Um 19.30 Uhr beginnt dort die Vorpremiere des Films „Der geheimnisvolle Blick des Flamingos“. Der Eintritt ist frei. Der Spielfilm spielt 1982 in einer chilenischen Bergbaustadt und thematisiert den Ausbruch einer tödlichen, unbekannten Krankheit, die angeblich durch einen Blick zwischen zwei Männern übertragen wird. Im Anschluss an die Vorführung gibt es die Möglichkeit, mit Vertreterinnen und Vertretern der Aidshilfe Soest sowie Celine Longerich ins Gespräch zu kommen.
Im Jahr 2024 wurden dem Robert Koch-Institut für Deutschland insgesamt 3.259 HIV-Neudiagnosen gemeldet. In Nordrhein-Westfalen lag die Zahl der gemeldeten Neudiagnosen bei 566. „Wenn HIV rechtzeitig erkannt wird, ist es gut behandelbar. Eine späte Diagnose hat jedoch häufig einen schlechteren Gesundheitszustand zur Folge", macht Celine Longerich deutlich. Die HIV-Therapie könne das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder sogar stoppen. Heilbar ist HIV nach wie vor nicht und auch eine Impfung steht bis heute nicht zur Verfügung.
Dennoch wird in Nordrhein-Westfalen noch immer bei rund einem Drittel der neu diagnostizierten HIV-Infektionen die Erkrankung erst spät festgestellt. Oft ist das Immunsystem dann bereits stark geschwächt. Frühzeitige Tests und Diagnosen sind daher ein zentraler Schlüssel, um die Gesundheit zu schützen und Übertragungen zu verhindern. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie ein Risiko haben oder schieben den Test lange hinaus. Oft aus Angst vor dem Ergebnis oder aus Unsicherheit, wo sie sich testen lassen können“, sagt Celine Longerich. Dabei sei ein HIV-Test einfach, anonym und kostenfrei möglich. Auch das Kreisgesundheitsamt bietet HIV-Testungen und Beratungen in Soest und Lippstadt nach Terminabsprache an. Ratsuchende können sich zu Themen der sexuellen Gesundheit bei Celine Longerich in Soest sowie Ursula Böger in Lippstadt melden. Erreichbar sind sie unter den Telefonnummern 02921/30-3058 und -3063 oder per E-Mail an celine.longerich@kreis-soest.de und ursula.boeger@kreis-soest.de.