Organisiert wurde die Zukunftswerkstatt von der Arbeitsgruppe Aktionswoche innerhalb der Kreiskooperationsrunde gegen häusliche Gewalt anlässlich der bevorstehenden Aktionswoche zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2025 sowie aktuellen Femiziden im Kreisgebiet. Petra Welz von der Unternehmensberatung Geld & Rosen aus Düsseldorf hat die Veranstaltung moderiert. Ziel war es, den Umgang mit sogenannten Hochrisikofällen häuslicher Gewalt, also Fällen, in denen konkrete Lebensgefahr besteht, weiter zu verbessern und die Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen zu stärken.
In drei Fachvorträgen beleuchteten Expertinnen und Experten verschiedene Aspekte des Hochrisikomanagements. Barbara Batzik von der Frauenberatungsstelle Soest referierte über das Thema „Von der Risikoerkennung zur Intervention: Hochrisikomanagement als dringendes Handlungsfeld aus Sicht der Frauenberatung Soest“. Sie betonte, dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit mehrerer Einrichtungen die wirksamste Art sei auf häusliche Gewalt zu reagieren. Unter dem Titel „Polizeiliche Risikobewertung bei häuslicher Gewalt und im Wandel der Zeit – Wer wegsieht, macht sich schuldig…Männer, setzt ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen!“ stellte Andreas Derks vom Polizeipräsidium Bochum die Entwicklung des Gewaltschutzes in der Polizei seit 2002 vor. Seine Botschaft: „Der statistisch gefährlichste Mensch ist der männliche Partner.“ Sabrina Rees von der Frauenberatungsstelle Oberhausen nahm in ihrem Vortrag die Einführung und Umsetzung von Fallbesprechungen in Fällen von häuslicher Gewalt mit dem Fokus auf Hochrisikofälle in den Blick. Sie unterstrich die Dringlichkeit: „Hierzulande erhöht die Eheschließung die Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden." Statistisch seien Ehemänner für ihre Ehefrauen besonders gefährlich. Laut Bundeskriminalamt wurden 2024 in Deutschland 360 Frauen und Mädchen getötet, davon 155 durch ihren (Ex-)Partner.
Am Nachmittag arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops an einem Fallbeispiel. Diskutiert wurde, welche Aufgaben zu den jeweiligen Tätigkeitsbereichen gehören, wo Schutzlücken bestehen und welche Handlungsschritte erforderlich sind, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden.
Deutlich wurde: Trotz intensiver Kooperationen gibt es weiterhin Herausforderungen, wie unterschiedliche organisatorische Strukturen und Vorschriften oder Datenschutzvorgaben, die den Informationsaustausch erschweren.
Die Arbeitsgruppe Zukunftswerkstatt wird die Ergebnisse des Tages nun auswerten und gemeinsam mit der Steuerungsgruppe der Kreiskooperationsgruppe die nächsten Schritte zum Thema Hochrisikomanagement im Kreis Soest abstimmen.
Betroffene von Gewalt oder ihr Umfeld können sich rund um die Uhr, kostenfrei und anonym unter der Nummer 116 016 an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen wenden. Weitere Anlaufstellen sind die Frauenberatungsstelle Soest, das Frauenhaus Soest, die Polizei mit den Opferschutzbeauftragen sowie der Weiße Ring.