Etwa 105 Millionen Euro werden in den kommenden Jahren im Kreis Paderborn und im Sauerland in die Herstellung, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Wasserstoff investiert. Dabei handelt es sich um zwei Verbundprojekte, welche mit insgesamt 29 Millionen Euro gefördert werden.
Mit zahlreichen Partnern aus Industrie und Hochschule – darunter auch Unternehmen aus dem Kreis Soest – wird seit Oktober 2024 an dem Vorhaben „HydroNet“ gearbeitet, das als Modellprojekt für andere Regionen dienen soll. So bietet Wasserstoff für die Dekarbonisierung der Industrie, insbesondere in den energieintensiven Prozessen, zahlreichen Unternehmen auch im Kreis Soest eine Chance zur aktiven Gestaltung der Energiewende.
„Mit dem Projekt ‚HydroNet‘ entsteht ein praxisnahes Pilotprojekt, das den Brückenschlag von der Vision zur echten, dekarbonisierten Industrie- und Mobilitätswirtschaft leisten soll – und dies unmittelbar vor der Haustür“, erklärt Fabian Wälter, der seitens der Westenergie AG das Projekt im Rahmen des Netzwerktreffens vorstellen wird.
Sowohl im sauerländischen Arnsberg als auch in Lichtenau im Kreis Paderborn werden dafür alte Gasleitungen für die Speicherung von Wasserstoff umgenutzt. Dabei setzt man im Kreis Paderborn beim Projekt „Schlafender Riese“ zur Herstellung von Wasserstoff auf überschüssige Energie der zahlreichen Windenergieanlagen mittels Elektrolyse. Ein Ansatz, der angesichts der ambitionierten Ausbauziele auch im Kreis Soest vorstellbar ist. Denn mit dem Beschluss der Landesplanungsbehörde im Frühjahr dieses Jahres sind im Regionalplan zahlreiche Windenergiebereiche ausgezeichnet worden. Allein der Kreis Soest mit Möhnesee, Rüthen und anderen Gemeinden sowie der Hochsauerlandkreis kommen so auf eine Fläche von 8.033 Hektar. Dies entspricht etwa einer Zubauleistung erneuerbarer Energien von mehreren Gigawatt.
Wird die Leistung von Windenergie- und Photovoltaikanlagen nicht benötigt, führt dies oftmals zur Abschaltung von Anlagen durch die Übertragungsnetzbetreiber. Maßnahmen dieser Art zum Netzengpassmanagement (sogenannte Redispatch-Maßnahmen) verursachten in Deutschland im Jahr 2024 Kosten von rund 2,8 Milliarden Euro durch den finanziellen Ausgleich für Betreiber von Anlagen. Dezentrale Energiesysteme auf Basis von Wasserstoff bieten dagegen neue regionale Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsnetzwerke. Im Kreis Paderborn hat man dazu eigens eine Betreibergesellschaft gegründet, welche den Aufbau einer regionalen Wasserstoffinfrastruktur vorantreibt und auch Sektoren im Kontext der kommunalen Wärmeplanung mitdenkt.
Regionale Wertschöpfung durch Projekte dieser Art ist wichtig. Denn das mit einer Länge von 9.040 Kilometern geplante Wasserstoffkernnetz wird noch einige Jahre brauchen, bis es fertiggestellt ist, und dann auch nur teilweise in ländlichen Regionen den Zugang zu leitungsgebundenem Wasserstoff ermöglichen. Ob damit der Kreis Soest trotz seiner energiewirtschaftlichen Signifikanz zukünftig Wasserstoff in ausreichender Menge zur Verfügung haben wird, hängt maßgeblich von den politischen Rahmenbedingungen ab.
Doch wie steht die aktuelle Bundesregierung zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft? Und wie können Unternehmen und die Region von den Projekten profitieren? Darüber diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 17. Juni mit Dr. Frank Koch von der DMT Energy Engineers GmbH sowie mit Experten der Westenergie AG und der Energieservice Westfalen Weser GmbH. Anmeldungen sind möglich unter www.wfg-kreis-soest.de/aktuelle-veranstaltungen.