Hinhören, Verstehen und Begleiten

6. Fachtag Schulsozialarbeit rückt psychische Erkrankungen in den Fokus

„Hinhören, Verstehen und Begleiten - Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Schule“ - unter diesem Titel stand der 6. Fachtag Schulsozialarbeit in der Bildungsregion Kreis Soest. Das Interesse war groß: Über 80 Fachkräfte, die tagtäglich mit den Herausforderungen psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen umgehen, nahmen teil. Mirko Hein, Leiter der Abteilung Schule, Bildung und Integration des Kreises Soest, begrüßte sie auf Haus Düsse in Bad-Sassendorf-Ostinghausen.

Fachtag Schulsozialarbeit
Abteilungsleiter Mirko Hein (2. v. l.), die Organisatorinnen Verena Gröne (2. v. r.) und Britta Thulfaut (l.) aus der Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit sowie Referent Ralph Schliewenz (r.) von der LWL-Institutsambulanz präsentieren die Hilfeboxen mit Info-Pocket-Guides zum Thema „Psychische Gesundheit“, die es für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags gab. Foto: Kira Hönicke/ Kreis Soest

Psychische Gesundheit ist eine zentrale Grundlage für erfolgreiches Lernen und fördert die positive Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Psychische Belastungen und Erkrankungen sind längst kein Randphänomen mehr, sie gehören zur gesellschaftlichen Realität und damit auch zum Schulalltag. 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden nach den Ergebnissen einer Längsschnittstudie mit dem Namen COPSY (Corona und Psyche) von 2020 bis 2024 unter depressiven Stimmungen.

Die Schule als zentraler Begegnungsort spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, frühzeitig Anzeichen wie Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten, Motivationsprobleme oder Niedergeschlagenheit zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Während manche Schülerinnen und Schüler still und im Verborgenen kämpfen, fordern andere laut und sichtbar Aufmerksamkeit ein.

Die Ursachen psychischer Erkrankungen sind vielschichtig und oft durch mehrere Faktoren bedingt. Schule kann sowohl Teil des Problems als auch Teil der Lösung sein: Sie bietet Wertschätzung und fördert Selbstwirksamkeit, gleichzeitig sind Schülerinnen und Schüler oftmals mit Leistungsdruck oder Mobbing konfrontiert.

In einem Vortrag beleuchtete Ralph Schliewenz, Diplom-Psychologe und approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, von der LWL Institutsambulanz aus Soest die Entwicklungspsychopathologie und erklärte, was Schule in diesem Kontext wissen und beachten sollte.

Anschließend konnten die Teilnehmenden an zwei von drei praxisorientierten Workshops teilnehmen und wertvolle Einblicke und Handlungsmöglichkeiten mitnehmen. Der Workshop „Nicht nur traurig – Depressionen verstehen und einfühlsam begleiten“ mit Astrid Schlüter von der Fachstelle für Seelische Gesundheit des Kreises Soest (FaSeG) zeigte auf, wie depressive Verstimmungen bei Schülerinnen und Schülern erkannt und unterstützt werden können. Der Workshop „Klarheit statt Klischees – ADHS fundiert und praxisnah“ mit Inga Wemhöner von der Schulpsychologie des Kreises Soest, klärte Missverständnisse rund um ADHS auf und vermittelte praxisnahe Ansätze. Und im Workshop „Alarm im Körper – Schulbezogene Ängste erkennen und begleiten“ mit Dirk Vocke von der Schulpsychologie des Kreises Soest wurden zentrale Ursachen, Erscheinungsformen und Handlungsmöglichkeiten zu schulbezogenen Ängsten dargestellt.

An einem Infostand konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über weitere Methoden und Materialien für den Schulalltag informieren. Darüber hinaus erhielten sie eine Hilfebox mit Info-Pocket-Guides zum Thema „Psychische Gesundheit“ von der Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit.

Ein gemeinsamer Ausklang mit Christoph Straub vom Sozialpsychiatrischem Dienst des Kreises Soest, der Fragen zum Thema aus Sicht der Sozialpsychiatrie beantwortete, rundete den Fachtag ab.

Eine Teilnehmerin fasst zusammen: „Mir ist nochmal deutlicher geworden, dass allein eine offene Haltung dem Thema gegenüber für die Schülerinnen und Schüler hilfreich ist. Zudem braucht es noch mehr Aufklärung im Kollegium, der Schülerschaft und bei den Eltern.“

Das Organisationsteam des Fachtages Britta Thulfaut und Verena Gröne von der Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit freuen sich über die gute Resonanz: „Die hohe Teilnehmerzahl zeigt, wie bedeutsam das Thema im Schulalltag ist. Psychische Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit und braucht Wissen, Kooperation und Empathie.“ Es sei wichtig, psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Strategien zu entwickeln, um diese sensibel und kompetent zu begleiten. Die Veranstaltung habe nicht nur das Wissen der Fachkräfte gestärkt, sondern auch den Austausch und die Vernetzung innerhalb der Schulsozialarbeit.

Infostand
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags Schulsozialarbeit konnten sich über Methoden und Materialien für den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Schulalltag informieren. Foto: Christoph Niggemeier/ Kreis Soest